Mittwoch, 6. Juni 2007

Der Start ...


Dreiraedrige Umweltsuender, hier auch Auto-Rickschas oder Autos genannt. (Ich will mehr Fotos sehen!)

Wie ich in meinem ersten Post schon angedeutet habe, hat mich am ersten Tag eine Welle aus fremden Gesichtern, fremden Geruechen und fremder Lebensweise nahezu ueberrollt. Eine Mischung aus Angst vor den Menschen und den bevorstehenden 4 Monaten sowie Sehnsucht nach bekannten Gesichtern hat mich von vormals 1.86 m auf ca. 2 cm schrumpfen lassen (also noch kleiner als Norjge, Paulchen oder Julian und nahezu so gross wie der kleine Marte*).

Arbeit:
Der erste Arbeitstag hat mich allerdings wieder wachsen lassen. Nach dem Ankunfts-Tag musste ich annehmen, dass alle Inder wild, gefraessig und obdachlos sind. Insbesondere Dank der sehr herzlichen und warmen Begruessung von Ms. Rashmi Goppalakrishnan, meiner Betreuerin, einiger Mitarbeiter und der ersten Eindruecke vom Unternehmen Dexterity (mehr Infos ueber Dexterity) hatte ich ploetzlich ein voellig gegenteiliges Bild von Indern vor Augen. Sie sind hoch gebildet, sprechen perfekt Englisch und sind offen gegenueber Neuem sowie uerberaus zuvorkommend. Wir ihr vielleicht schon bei meiner Einschaetzung ueber den Inder per se mitbekommen habt, denke ich nur in Extremen, in schwarz oder weiss, null oder eins, .... In Extremen zu denken ist in Indien gar nicht so unvorteilhaft. Im Gegenteil, es ist eine sehr hilfreiche, fast schon ueberlebenswichtige Eigenschaft.
Der Arbeitstag wird im Moment noch von Informationsrecherchen ueber Dexterity bestimmt. Werde aber in Zukunft Pravin Shekar von der Dext.unternehmensgruppe MRKPO (mehr Infos ueber MRKPO) Bericht erstatten und Entwicklungspotentiale fuer MRKPO im deutschsprachigen Raum untersuchen (ja nicht weiter drueber nachdenken).

Wohnung:
Gestern Abend bin ich in eine Wohnung von AISEC (einer Studentenorganisation) eingezogen. Eigentlich sollte ich in einem Gaestehaus von Dexterity wohnen. Da die vier derzeitigen Bewohner allerdings am Samstag ausziehen, wurde befuerchtet, dass ich mich dort sehr einsam und alleine fuehlen werde. Umgehend wurde deshalb Kontakt mit indischen AISEClern aufgebaut. In den seltensten Faellen bewegen sich Inder (per se) in ihrer Freizeit alleine und schon gar nicht wohnen sie alleine. Ich kann schon jetzt einen ganz starken Drang zur Gruppe, zur Geselligkeit erkennen. Ein junger Mitarbeiter aus Bombay hat mich mit grossen Augen
angesehen (die sicher seine Fassungslosigkeit ausdruecken sollten), als ich ihm von meinem Vorhaben erzaehlt habe, alleine eine Shopping-Mall zu besuchen. "Hast du noch keine Freunde in Chennai?" (am zweiten Tag). Jedenfalls wohne ich jetzt ziemlich komfortabel in einem der besten Viertel Chennais. Komfortabel auch deshalb, weil ich mit einem Deutschen (der im uebrigen im gleichen Unternehmen arbeit) und darueberhinaus mit vielen Gleichgesinnten aus aller Welt (Suedkorea, Japan, Holland, Litauen, Malaysia ...) zusammenwohne bzw. regelmaessig in Kontakt stehen werde.

Verkehr:
Hui, das wird ein langes Kapitel (folgt im naechsten Post). Schon jetzt kann ich aber verraten, dass der Laerm und die mit Russpartikeln verseuchte Luft beteubend sind.

Vorhang zu.

... Spalt wieder auf:
Vielen, Vielen Dank fuer eure grossartigen Kommentare. Hiermit moechte ich ausdruecklich auf meinen Kommentar-Post verweisen.

und Schluss.

*Norjge ist mein treuer Weggefaerhte (ohne den ich am ersten Tag auf 0.1 cm geschrumpft waere), dessen ergeizige und selbstlose Mutter ob seiner (Norjges) Abwesenheit leidet;
Paulchen, dessen Name verpflichtet, wohnt in Rostock und demonstriert gegen den Suendenpool in Heiligendamm;
Julian springt in der Bankenmetropole Frankfurt, traeumt von seines Vaters Gehalt und trillert mit der Mama Chansons;
Marte, der mit seinem allerbesten Kompagnon (aus Ilsfeld am Neckar) ein Doppelleben fuehrt, simuliert den Untergang der Wuerttembergischen Versicherung fuer das Jahr 2050.


Weltklasse! Kommentare ...

Wow, ganz grosses Theater auf der Oblonski-Seite.
Vielen Dank fuer eure grandiosen Kommentare. Angesichts der Qualitaet und Quantitaet der Antworten muessen Unterstuetzung, Zuspruch und Interesse ganz neu definiert werden. Ich verbeuge mich vor euch allen. Herzlichen Dank.


Sonntag, 3. Juni 2007

Ankunft und erste Eindruecke

Ueberwaeltigend. Heute wurde mir bewusst, wie lange die bevorstehenden 4 Monate werden koennen. Total fremd und alleine unter Hundertschaften von Indern.
Der Flug mit Quatar Air mit Zwischenstation in Doha (der Hauptstadt von Quatar) verlief angenehm und planmaessig. Um 3:45 (Ortszeit) bin ich in Chennai gelandet. Der Flughafen liegt etwas ausserhalb Chennais, so dass ich auf meiner Fahrt nach Egmore (Stadtteil) erste muede Augen auf die Stadt und seine Vororte werfen konnte. Was konnte ich wahrnehmen?

- sehr viele Menschen und Tiere (insbesonder Hunde) schon zu dieser fruehen Stunde
- viel Strassenverkehr, der scheinbar nur eine Regel kennt: "Die Regeln bestimmt der Staerkere". Da braucht man keine grosse Fantasie, um sich vorzustellen, wieviele Regeln der Fahrradfahrer macht (die es tatsaechlich gibt). Die Position der Radfahrer wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass Tiere immer Vorfahrt haben. Schlechter als der Radfahrer ist nur der Fussgaenger gestellt.
- die Gehwege muessen hier umbenannt werden. In Wohnwege. Diese Wohnwege liefern erschreckend viele Einblicke in das Wohn- und Schlafzimmer der Bewohner. Diejenigen die keinen Platz auf diesen Wohnwegen gefunden haben, liegen im Rinnsteig.

Soviel zu meiner Fahrt ins Hotel. Um mich langsam, aber dafuer nachhaltig an die Verhaeltnisse zu gewoehnen, habe ich mich in einem klimatisierten Hotelzimmer eingemietet. Ganz angehm, gerade vor dem Hintergrund der doch aussergwoehnlich hohen Temperaturen.
Nachmittags bin ich zweimal die Strasse (Kenneth Lane) auf und ab gelaufen, worauf ich mich ziemlich schnell wieder in meinem kuehlen Zimmer einsammeln musste. Ich bin gespannt wie es weiter geht ... (haette im uebrigen ueberhaupt kein Problem damit, mich morgen in den Flieger nach Deutschland zu setzen).