Freitag, 29. Juni 2007

... ist lustig (Teil 2)

Kancheepuram beherbergt einige der wichtigsten Tempelanlagen in Tamil Nadu. Die Tempel sind den Gottheiten des Hinduismus gewidmet, wovon es im uebrigen nur einige wenige gibt, ca. 330 Millionen. Soweit ich das im Moment ueberblicken kann, lassen sich die vielen Goetter auf drei Hauptgoetter zurueckfuehren: Shiva, Vishnu und Brahma. Die unvorstellbare Anzahl Goetter ist auf Reinkarnationen dieser drei Hauptgoetter zurueckzufuehren (vielleicht mache ich es mir auch viel zu einfach). In Kancheepuram besuchte ich vor allem den Haupttempel, der Shiva gewidmet ist. Charakteristisch fuer die Tempel sind die verschiedenen Tempeltuerme, die mit allerlei detaillierter Feinarbeit gestaltet worden sind. Auf diesen Tuermen finden sich die diversen Reinkarnationen und Symbole des Hinduismus in Stein gemeisselt. Haeufig besteht ein Tempel aus einem Hauptturm und vielen weiteren kleineren Tuermen ueber den unterschiedlichen Schreinen. Der Tempelturm Shivas Schrein ist natuerlich vergoldet. Der Zutritt fuer Nicht-Hindus ist nicht erlaubt, insofern war es fuer mich nicht moeglich Shiva persoenlich anzurufen. Shiva scheint ziemlich brutal zu sein und wird daher nicht nur Gott des Tanzes sondern auch der Zerstoerung genannt. In Wiki konnte ich folgendes nachlesen: Häufig wird Shiva als Natraj, 'König des Tanzes' im „kosmischen Tanz“ dargestellt, tanzend auf dem 'Dämon der Unwissenheit', Apasmara. Im Tanz zerstört Shiva die Unwissenheit und das Universum und schafft es wieder neu. Und dies:
Shiva wurde zunächst zum „Lieblingsgott“ der Hippies, die in den späten 60er Jahren nach Indien reisten. Viele fühlten sich vielleicht auch davon angezogen, dass eines der Kräuter, die Shiva zugeordnet werden, Ganja ist, (Hanf, Marihuana
).
Vielleicht kann ich im Laufe meines Aufenthalts ein wenig mehr auf Shiva und die vielen Goetter des Hinduismus eingehen. Ich hoere naemlich taeglich die skurilsten Geschichten.

Waehrend ich an Wochenenden versuche Chennais zu verlassen, um Suedindien zu erforschen, ist die Woche von Montag bis Freitag vergleichsweise geregelt und strukturiert.

8:00 Aufstehen
8:50 Kokosmilch von Strassenverkaeufer
8:55 – 9:10 Verhandlungen mit zum Teil unverschaemten Autorickscha-Fahrern
9:30 – 18:00 Dexterity
18:00 - 19:00 Betaeubungsprogramm auf Chennais Strassen
19:00 - diverses Abendprogramm

Das Abendprogramm versuchen wir so abwechslungsreich wie moeglich zu gestalten. Am letzten Mittwoch waren wir im Bikes & Barrels, einer schnicken Hotelbar, lauter Musik, hopfenhaltigen Kaltgetraenken und vielen Auslaendern. So habe ich beispielsweise einen Deutschen kennengelernt, der hier in Chennai billige Arbeitskraft fuer seine Schuhproduktion arbeiten laesst. Unter anderem haben sie diverse Produkte der Camel-Marke in Produktion. Er ist verantwortlich fuer logistische Prozesse, Koordination, Organisation und Schulung der Mitarbeiter. Vielleicht bekomme ich bald noch mehr Einblicke in die Schuhproduktion Chennais, nutze das Wissen und werde Schuhverkaeufer ;).
Mit Vorfreude denke ich an das kommende Wochenende. Ich werde heute mit dem Nachzug nach Bangalore ins Silicon Valley Indiens fahren.

Gespannt und schon ein wenig aufgeregt gruesse ich euch aus dem vieldimensionalen Madras (das soeben um eine Dimension erweitert wurde, der Schuhdimension).

Sonntag, 24. Juni 2007

Eine Busfahrt, die ist lustig ... (Teil 1)

Heute habe ich eine der wichtigsten Tempelstaedte in Tamil Nadu besucht. Kancheepuram. Kancheepuram ist eine staubige und geschaeftige Kleinstadt 65 km suedwestlich von Chennai. In Tamil Nadu ist es sinnvoller die Entfernung in Zeiteinheiten anzugeben. Andernfalls kann man sich erheblich verschaetzen. Zwei Stunden dauert die Busfahrt naemlich (mit ca. 6 Stopps). Sitzplatz ist Glueckssache. Allerdings nur an Start- und Zielort. Als Zusteiger ist es unmoeglich einen Sitzplatz zu bekommen. Und wenn man denkt der Bus ist voll und kann keine weiteren Passagiere aufnehmen, warten mit Sicherheit an der naechsten Haltestelle 20 weitere Menschen auf gerade diesen Bus. Natuerlich kommen auch alle mit, denn es macht ueberhaupt keinen Sinn auf den naechsten Bus zu warten (same procedure). Und so kommt man den Passagieren in der unmittelbaren Umgebung doch ziemlich Nahe. Da ich ca. zwei Koepfe groesser bin als alle anderen, verspuere ich den Druck lediglich ab Bauchnabelhoehe abwaerts ;-) und bin wohl der einzige der Stehenden, die nicht unmittelbar mit den Emissionen der anderen konfrontiert sind (bei mir dauert es ca. ne halbe Sekunde). Der Bereich um die Ausgaenge (es gibt keine Tueren) bietet am meisten Platz, u.a. weil es moeglich ist, ausserhalb des Buses zu haengen. Insbesondere im Nahverkehr waehrend der Rushhour konnte ich deshalb schon haeufig Busse mit Menschentrauben an der Aussenseite beobachten. Durch die ungleiche Gewichtsverteilung hat so ein Bus doch ein sehr eigenwilliges und deshalb gewoehnungsbeduerftiges Fahrverhalten. In den ersten ernsthaften Kurven habe ich tatsaechlich an Kaentern gedacht. Nach der Gewoehnungsphase blieb aber nur noch die Assoziation eines voellig betrunkenen Mannes mit Lieblingstorkelseite.

Und schon wieder hoere ich Gestammel hinter mir und spuere ein Klopfen auf der rechten Schulter. Der I-Kaffeeboy. Ich hoffe er will nur schliessen, Geld und nicht mehr von mir.

Teil 2 folgt Morgen o. Uebermorgen

Artikel des Tages

Wikipedia stellt auf seiner Hauptseite heute eine der wichtigsten Staedte Europas vor. Dreh- und Angelpunkt im Norden Europas und Deutschlands Fenster zur Welt. Ich kann es nur begruessen das Wikipedia seine Reihe "Metropolen - ein Ueberblick" mit dieser Stadt starten laesst. Fuer alle die ihre Allgemeinbildung auf ein stabiles Fundament setzen wollen, ist dieser Artikel obligatorisch.

Link: Artikel des Tages (Sonntag 24. Juni)